Die Vertiefungskurse dauern jeweils ein Jahr, sie beginnen im Oktober und enden im darauffolgenden Jahr zum 30. September. Die aufgeführte Abfolge wird rollierend durchgeführt.
„Die Stufen der Meditation“ (Skt. Bhāvanākrama; Tib. Gomrim) ist ein Text des indischen Meisters Kamalaśīla (740-795)
Bei diesem Text handelt es sich um einen klassischen Text, den S.H. der Dalai Lama im Westen bevorzugt unterrichtet. Kamalaśīla verfasste den Text speziell für die Tibeter und legte damit die Grundlagen für die tibetische Interpretation des Stufenweges zur Erleuchtung.
Kamalaśīla führt in das Wesen des Geistes und seine Schulungsmöglichkeiten ein. Insbesondere behandelt er detailliert die Schulungen zur Geistigen Ruhe (Śamatha) und zur Höheren Einsicht (Vipaśyanā). Wesentlicher Teil dieses Kurses sind Unterweisungen von einem unserer tibetischen Gelehrten (10 Termine). In den weiteren Studienkreisen (15 Termine) werden neben dem Grundtext ergänzend Erläuterungen von Geshe Thubten Ngawang (1932-2003) hinzugezogen. Die Studierenden lernen, wie sie sich für die Meditation zur Entwicklung eines konzentrierten Geistes motivieren können, welche Eigenschaften eine übende Person haben sollte, wie die inneren und äußeren Voraussetzungen idealerweise beschaffen sind, welches Objekt man wählt und welche Hindernisse mit welchen Gegenmitteln zu überwinden sind.
Teilnehmende sollen Kenntnisse über die Stufen zur Entwicklung der Geistigen Ruhe erwerben. Im Zusammenhang mit Vipaśyanā wird vertieft die Philosophie der Leerheit behandelt und in die Meditation zur Erfahrung der endgültigen Realität eingeführt. Auf der Grundlage einer stabilen mitfühlenden Ethik werden so alle wesentlichen Themen im Zusammenhang mit der Meditation auf dem Weg zur Erleuchtung zur Sprache kommen und entsprechende Übungen durchgeführt.
Der tibetische Gelehrte und westliche Lehrer erklären über ein Jahr hinweg an zehn Sonntagen und in weiteren 15 Studienkreisen den in poetischen Versen verfassten Klassiker Bodhisattvacāryāvatāra (Eintritt in die Handlungen der Bodhisattvas) von Śāntideva (7./8. Jahrhundert) und zeigen seine erstaunlich aktuelle Relevanz für die heutige Zeit.
Dabei werden die Kapitel über Achtsamkeit, Geduld und freudige Anstrengung, welche die buddhistische Lebensführung und Geistesschulung auf brillante Weise verdeutlichen, im Fokus stehen. Śāntidevas Werk wird von S.H. dem Dalai Lama besonders gerne gelehrt und gilt in allen Mahāyāna-Traditionen als einer der wichtigsten Lehrtexte. Diejenigen, welche ein großes Interesse an einem ethischen und mitfühlenden Leben haben, können sich in diesem Jahreskurs von der buddhistischen Lebensweise inspirieren lassen.
Der Stufenweg zur Erleuchtung (tib. lam rim) ist ein einzigartiger Übungsweg, in dem die gesamte buddhistische Geistesschulung in eine Reihe aufeinander aufbauender Kontemplationen zusammengefasst ist. Eine Besonderheit dieses Stufenweges besteht darin, dass die Lehren aller der sog. drei Fahrzeuge widerspruchsfrei in einem praktischen Meditationsleitfaden vereint sind, und es somit prinzipiell ermöglichen, von momentanen Zustand bis zur Buddhaschaft voranzuschreiten.
Der Stufenpfad gliedert sich in drei Teile:
1. Die Übungen für anfängliche Praktizierende mit den Themen: Tod und Vergänglichkeit, Zufluchtnahme, die Leiden der niederen Daseinsformen, Karma und Wiedergeburt.
2. Die Übungen für mittlere Praktizierende mit den Themen: Abkehr von sämtlichen Leiden des Daseinskreislaufes und ihren Ursachen; insbesondere durch die Vergegenwärtigung der Leiden der sog. drei Höheren Daseinsbereiche. Dies resultiert im Streben nach dem Glück der Befreiung bzw. des persönlichen Nirvāṇa. Zudem wird die Edle Wahrheit vom Pfad zur Befreiung anhand der Vier Edlen Wahrheiten und der sog. Drei Höheren Schulungen von Ethik, Konzentration und Weisheit dargelegt.
3. Die Übungen für höchste Praktizierende mit den klassischen Themen des Großen Fahrzeugs: Liebe und Mitgefühl, die Entwicklung des sog. Erleuchtungsgeistes und die Praxis der Sechs Vollkommenheiten von Freigebigkeit, Ethik, Geduld, Tatkraft, Konzentration und Weisheit. Insgesamt werden hier die Schulungen der Bodhisattvas in praktischer Weise präsentiert. Diese Übungen dienen gemäß der Lehre dazu, zum Wohl aller Wesen die Buddhaschaft zu erreichen. Abschließend wird in diesem Lehrgangsjahr ein Ausblick auf die tantrischen Übungen gegeben, die jedoch ausführlich im folgenden Jahreskurs behandelt werden.
Das buddhistische Tantra ist ein Denk- und Übungssystem, das als Vajrayāna („Diamant“- bzw. „Vajra-Fahrzeug“) bekannt ist. In Fortführung des Stufenpfades werden in diesem Studienjahr die sog. „Geheimlehren“ des indo-tibetischen Buddhismus ausführlich thematisiert. Dabei geht es auf authentische Weise um die wichtigsten Theorien und Praxisformen dieser einmaligen und wirkungsvollen, aber oft auch missverstandenen Lehren.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt in diesem Jahreskurs auf den außergewöhnlichen Charakteristika des Tantras und den Unterschieden zu den mehr allgemeingültigen Sutra-Lehren. Zudem werden die vier Klassen der Tantras und wichtige Elemente der Praxis dargelegt. So können sich die Teilnehmenden ein gutes Verständnis der sonst oft missverstandenen Geheimlehren aneignen.
Besonders berücksichtigt werden außerdem folgende Themen:
Ergänzende Themen sind u.a.: