Editorial von Geshe Thubten Ngawang
Liebe Mitglieder und Freunde,
Auch dem Vorwort dieses Heftes von *Tibet und Buddhismus* mochte ich einen herzlichen Gruß an alle Mitglieder, meine Schülerinnen und Schuler und Freunde des Tibetischen Zentrums voranschicken. Ich denke, grundsätzlich können wir mit der Entwicklung unserer Aktivitäten sehr zufrieden sein. Bekannte äußern sich mir gegenüber immer wieder sehr positiv über unseren Verein. Tatsachlich habe auch ich das Gefühl, daß die anfallenden Arbeiten gut erledigt werden und wir im Verhältnis zu dem relativ kurzen Bestehen desZentrums schonrecht viel erreicht haben. Ein solcher Erfolg ist nur durch harmonische Zusammenarbeit im Zentrum sowie mit den Helfern und Förderern von außen möglich. Deshalb sollten wir auch in Zukunft darauf achten, solche guten Beziehungen zü pflegen.
Vor einigen Wochen hatten wir die Freude, Tenzin Rabgyä Rinpoche, die Wiedergeburt unseres verehrten Lehrers Geshe Rabten Rinpoche, anläßlich seiner Inthronisation begrüßen zu können. Ober den guten Ablauf dieser Feier, an der viele von Ihnen bei schönstem Sonnenschein teilnahmen, habe ich mich sehr gefreut. Einen Bericht über dieses Ereignis finden Sie in diesem Heft.
Die wichtigste anstehende Herausforderung ist natürlich zur Zeit die Durchführung des Besuches S.H. des Dalai Lama. Ich bitte Sie alle zu prüfen, inwieweit es Ihnen möglich ist, zu dem guten Gelingen unseres Vorhabens beizutragen. Wenn man sich den Nutzen der Zentrumsarbeit und des Besuches des Dalai Lama vor Augen halt, wird einem diese Überlegung sicher helfen, Verantwortung zu tragen, und einem die innere Kraft geben, die Schwierigkeiten bei der Beteiligung an den Vorbereitungen durchzustehen. Es wäre gut, mit den Zentrumsbewohnern abzusprechen, welche Hilfe an welchem Ort vonnöten ist. Wir sind jetzt in einer Situation, wo die Frucht unserer Bemühungen zum Greifen nahe ist. Wenn es uns gelingt, alles wie es geplant durchzuführen, wird es bei Tausenden von Menschen einen tiefgreifenden positiven Eindruck hinterlassen. In buddhistischer Terminologie kann man es so ausdrücken, daß die verschiedenen Vorträge des Dalai Lama die Kraft haben, die Buddhanatur der Zuhörer heranreifen zu lassen.
Eine Gruppe meiner Schülerinnen und Schüler ist jetzt schon im vierten Jahr des Systematischen Studiums des Buddhismus angekommen, und einige haben im Verlauf des Studiums sicher schon gewisse Erfahrungen über die Philosophie und den Pfad des Buddhismus sammeln können. Nun ist es wichtig, sich zu bemühen, nicht wieder alles zu vergessen, sondern auf dem Gelernten aufzubauen. Der letztliehe Zweck ist es, auf der Grundlage des Studiums seine Inhalte in der Meditation einzuüben, und so den eigenen Geist zu formen. Das wesentliche Thema des Studiums ist es, das abhängige Entstehen auf geistigem Gebiet zu erkennen, um so in der Lage zu sein, die Tugenden des Geistes zu entwickeln und Fehler abzubauen. Ich bin davon überzeugt, daß dieses Studium sehr subtil ist und seine Wirkung nicht verfehlt, auch wenn einem nicht gleich nach Aufnahme der volle Gehalt einleuchtet und es einem oft Mühe bereitet. Langfristig wird ein Studium wie dieses einen in die Lage versetzen, tatsachlich umfassend zum Wohle anderer aktiv zu sein. Wichtig ist meines Erachtens die Teilnahme an den Diskussionskreisen; wenn es auch nicht jedesmal möglich ist, so wäre es dennoch förderlich, sich von Zeit zu Zeit daran zu beteiligen.
Als Tibeter bin ich sehr glücklich zusehen, wieviele Menschen sich im Internationalen Jahr für Tibet dafür einsetzen, die Kultur Tibets bekannt zu machen und das Bewußtsein zu erwecken, daß sie vor dem Untergang gerettet werden muß. Wichtig ist, daß man aufrichtig die Wahrheit darstellt. Jetzt ist die Zeit gekommen, daß etwas für Tibet geschehen muß; denn Kultur und Religion der Tibeter werden von den chinesischen Besatzern vollständig unterdrückt. Die Tibeter benötigen dringend Unterstützung von außen. Bei den derzeitigen schnellen Veränderungen in der Welt bin ich auch der Oberzeugung, daß ein Einsatz für diese Sache in diesen Jahren wesentlich effektiver ist als noch vor zehn Jahren und wir mit einiger Hoffnung unsere Energien auf das Ziel eines freien Tibets richten können.
Abschließend möchte ich den Helfern des Zentrums und Tibets nochmals meinen herzlichen Dank aussprechen.
Schwerpunkt-Thema: Einführung in den tibetischen Buddhismus