Editorial von Birgit Stratmann
Liebe Leserinnen und Leser,
S.H. der Dalai Lama wird vom 21. bis 27. Juli 2007 auf Einladung des Tibetischen Zentrums in Hamburg unterrichten. Die Begeisterung für den Besuch ist überwältigend: Rund 2700 Menschen haben sich bereits auf der Interessentenliste im Internet eingetragen, viele E-Mails, Briefe, Sympathiebekundungen und Hilfsangebote haben uns erreicht. Auch konnten wir mühelos Burgen finden, die uns ein größeres Darlehen zur Anschubfinanzierung der Veranstaltung absichern helfen.
Der Kartenverkauf für dieses große Ereignis beginnt im April 2006. Gerade in dieser frühen Phase der Organisation sind wir auf Gelder aus dem Verkauf angewiesen, um anstehende Kosten decken zu können. Sie unterstutzen uns, wenn Sie sich jetzt anmelden. Dabei haben Sie die Chance, die besten Plätze zu buchen, denn diejenigen, die sich früh anmelden, werden vorne sitzen. Weitere Informationen auf Seite 46.
Wir beschäftigen uns in dieser Ausgabe mit dem Thema Buddhanatur, also dem jedem Lebewesen innewohnenden Potenzial zur Erleuchtung. Gerade für den Westen konnte diese Mahayana-Lehre wegweisend sein. Nicht selten haben wir keine gute Meinung von uns selbst und anderen. Die Gewohnheit, uns vor allem auf die negativen Seiten zu konzentrieren, ist stark und ein Hindernis für die spirituelle Praxis. Die Lehre von der Buddhanatur lasst uns erkennen, welche ungeahnten Möglichkeiten wir für eine spirituelle Entwicklung haben. Weisheit und Mitgefühl sind als Samen in uns vorhanden und warten nur darauf, kultiviert und zum Blühen gebracht zu werden.
Ein wichtiger Aspekt der Lehre von der Buddhanatur ist, dass Hindernisse, Täuschungen und negativen Emotionen nicht zur eigentlichen Natur des Geistes gehören. Geshe Pema Samten erläutert in seiner Unterweisung, wie die Natur des Geistes beschaffen ist und wie die Buddhanatur zum Leben erweckt wird. Die Lehre von der Buddhanatur wurde erstmals im dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung niedergelegt: im Tathagatagarbha-Sutra, einer Lehrrede aus dem frühen Mahayana. Michael Zimmermann, Professor für Buddhismuskunde an der Universität Standford, skizziert in seinem Beitrag, wie diese Lehre historisch entstand. Denn im frühen Buddhismus galt die persönliche Befreiung vom Leiden als höchstes Ziel, während das Erreichen der Buddhaschaft kaum denkbar erschien. So war denn auch der Bodhisattva, der es sich zur Aufgabe machte, die Lehre von der Buddhanatur zu verkünden, mit heftigen Reaktionen konfrontiert.
Ein wichtiger Teil des Tibetischen Zentrums ist die Flüchtlingshilfe, die sich vor allem um tibetische Mönche und Nonnen im indischen Exil kümmert. Diese karitative Hilfe, insbesondere für die Kloster Universität Sera-Je, ist auch ein Zeichen der Dankbarkeit für den Erhalt der kostbaren Dharma- Lehren. Die wichtigsten Lehrer des Tibetischen Zentrum erhielten ihre Ausbildung im Kloster Sera. Viele Texte, die Grundlage des Buddhismus- Studiums im Tibetischen Zentrum sind, stammen von Meistern aus diesem Kloster. Die Flüchtlingshilfe trägt darüber hinaus wesentlich zu einer fundierten Ausbildung tibetischer Nonnen im indischen Exil bei. Es ist ein Novum in der Geschichte des tibetischen Buddhismus, dass Nonnen systematisch zu Lehrerinnen ausgebildet werden!
Carola Roloff schildert den aktuellen Stand der Projekte und hofft weiterhin auf Ihre tatkräftige Unterstützung. Denn aufgrund der Unterdrückung von Kultur und Religion in China werden die Weichen für die Bewahrung und weitere Entwicklung des tibetischen Buddhismus maßgeblich im Exil gestellt.
Schwerpunkt-Thema: Buddha-Natur - Unser größter Reichtum liegt im Geist