Editorial von Geshe Thubten Ngawang
Liebe Mitglieder,
Vorstandsmitglieder und Freunde,
Unser Dharma-Zentrum hat seit seiner Gründung stetigen Fortschritt gemacht, wofür ich insbesondere den Studenten im Haus danken möchte, die kontinuierlich einerseits den Buddhismus studieren und andererseits verantwortlich mitarbeiten, und denjenigen unter Ihnen, die diese Arbeit finanziell oder durch Mithilfe unterstützen. Ich möchte Sie bitten, auch in Zukunft dafür zu sorgen, daß es so bleibt. Denn bis zum August 1988 war unser Dharmazentrum nur ein Dharmazentrum und nichts anderes. Aber seit dem Beginn der Dharmalehrer- Ausbildung hat das Zentrum mehr und mehr die Erscheinung einer Schule angenommen. Es ist gewachsen, die Zahl der Studenten hat erheblich zugenommen und damit natürlich auch die anfallenden Arbeiten und Aufgaben. Dies führte dazu, da8 wir vorübergehend die Arbeiten nicht mehr richtig erledigen konnten. Es hat mich daher besonders gefreut, da8 sich einige neue Helfer zu uns gesellt haben. Diese haben sich bereit erklärt, auch im größeren Umfang, verantwortlich mitzuarbeiten, wofür ich mich heute besonders herzlich bedanken möchte. Bitte helfen Sie dem Zentrum so gut es in Ihren Kräften steht! Wenn Sie den Hausbewohnern, die etwas Tibetisch sprechen, einige Arbeiten abnehmen können und sie dadurch mehr Zeit zu ihren Studien finden, werden die Arbeitskreise, Debatten, Gespräche und Dialoge, bei denen sie eingesetzt sind, besser und genauer werden. Je mehr Zeit den Studenten für ihre Ausbildung bleibt, desto genauer wird der Austausch werden und desto einfacher wird es sein, möglichst vielen Menschen die Inhalte der Religion und der Kultur zu erklären. Denn das Verständnis, das sie vom Buddhismus bekommen, wird genauer und fundierter sein. Es geht sicherlich nicht darum, den Studenten mehr Zeit zum Schlafen zu verschaffen, falls dem einen oder anderen ein solcher Zweifel kommen sollte. Je mehr Helfer sich für die Arbeiten im Zentrum finden und je mehr Zeit den Studenten für ihre Ausbildung bleibt, desto größer wird der Nutzen für alle Beteiligten sein. Ich möchte Sie bitten, darüber einmal nachzudenken.Es gibt Vieles, was die Studenten lernen müssen. Heutzutage sagen z.B. einige, daß der Buddhismus keine Religion, sondern eine Wissenschaft des Geistes ist. Solch ein Standpunkt hat durchaus einen wahren Aspekt. Im Buddhismus geht es nicht nur darum, Gebete usw. zu machen, sondern auch darum, die Beschaffenheit des Inneren, des Geistes, kennenzulernen. Man bemüht sich um ein genaues Verständnis der Natur und des Kontinuums des Geistes, was es darin an Aufzugebendem und Anzunehmendem gibt und wie man dies in seiner täglichen Praxis aufgibt und anwendet. Man macht intensive Studien, denkt über das Gehörte und Gelesene immer wieder nach, konsultiert Gelehrte, um entstandene Fragen und Zweifel zu klären. Erst nach eingehender Untersuchung wendet man dann das Gelernte an. Die Beschaffenheit des Geistes kann man nicht durch Untersuchung mittels Instrumenten und Maschinen verstehen. Wii können sie nicht mit einer Kamera aufnehmen und die Fotos anschließend ausstellen. Um ein gutes Verständnis von der Beschaffenheit des Geistes zu bekommen, ist es sehr wichtig und bereichernd, sich mit Gelehrten und erfahrenen Praktizierenden auszutauschen. Dadurch erlangt man allmählich ein klares Verständnis. In diesem Sinne kann man durchaus sagen, daß der Buddhismus eine Wissenschaft des Geistes ist.Aber man kann nicht sagen, daß der Buddhismus keine Religion ist. Denn letztlich geht es darum, die Bedeutung des Studiums mit dem’ eigenen Geist zu verbinden. Man macht den eigenen Geist mehr und mehr mit diesen Inhalten vertraut und so ergibt sich für das tägliche Leben ein ganz konkreter Nutzen. Darauf brauche ich hier nicht naher einzugehen, denn da8 es im Buddhismus hauptsächlich um die Anwendung im eigenen Geist geht, wird ständig betont.Sicher ist es wichtig, auch Bitten und Gebete an heilige Wesen zu richten, die Vervollkommnung erlangt haben, indem sie das, was anzunehmen ist, angenommen und das, was aufzugeben ist, abgewendet haben. Daher besteht kein Zweifel, ob es sich beim Buddhismus um eine Religion handelt oder nicht. Es werden von den Unvollkommenen Bitten und Gebete an Heilige gerichtet, die Vollkommenheit erlangt haben, und in Abhängigkeit davon muß sich in einer Religion der Nutzen für uns Unvollkommene ergeben. Wenn gewöhnliche Lebewesen versuchen, es den Heiligen nachzumachen, muß sich daraus natürlich ein Nutzen ergeben, sonst wäre es keine Religion, - aber es stimmt auch, da8 der Buddhismus eine Wissenschaft des Geistes ist.Ich möchte Sie bitten, dies nicht zu vergessen und auch in Zukunft Ihre Bemühungen und Hilfeleistungen fortzusetzen. Bis jetzt ist die Hilfe immer besser und nicht schlechter geworden, wofür ich mich bedanken möchte. Nicht nur die Dharmalehrerausbildung, sondern auch andere Aktivitäten lassen Fortschritte erkennen. Wir halten Gastvorträge an Schulen im Rahmen des Religions- oder Philosophie-Unterrichts und Schulklassen besuchen das Zentrum. Die Zahl dieser Besuche nimmt von Jahr zu Jahr zu und die Art der Fragestellung wird immer subtiler und besser. Die 12- bis 18-jährigen Schüler haben noch vor einigen Jahren hauptsächlich gefragt, warum einige von uns kahlgeschorene Köpfe haben, rote Gewänder tragen und wovon wir leben. Andere Fragen wurden kaum gestellt. Inzwischen stellen sie mehr Fragen, wie: “Was ist der Grund dafür, da8 das Geisteskontinuum als endlos bezeichnet wird? Was versteht man unter Befreiung? Was ist ein Samsara? Gibt es ein Ich oder nicht?” Solche Fragen werden heute zumeist gestellt. Obwohl in der Zwischenzeit nicht mehr als sieben oder acht Jahre vergangen sind, haben sich die Fragen in so kurzer Zeit schon so sehr verändert. Das ist ein deutliches Zeichen für Fortschritt. Wenn man selbst prüfen möchte, ob das Interesse zugenommen hat oder nicht, so kann man das anhand solcher Anzeichen tun. Ich denke, da8 die Verbesserungen sicherlich auch darauf zurückzufuhren sind, daß man in den Schulen die Exkursionen vorbereitet und ihre Ergebnisse beraten hat.Auch nehmen die Bitten zu, für Kranke und Sterbende Gebete zu machen. Zu einer echten Religion gehört es auch, den Menschen, die es wünschen, auf diese Weise zu helfen. Und so werden diese Bitten in Zukunft sicher nicht abnehmen, sondern von Jahr zu Jahr zunehmen. An den Wochenenden widmen wir uns ganz den verschiedenen Veranstaltungen, aber in der Woche ist es wichtig, die Abend-Gebete an Tara und andere Andachten regelmäßig durchzuführen.Wir haben uns zu einer Gemeinschaft mit gleichen Zielsetzungen zusammengeschlossen und uns gemeinsam um die Verwirklichung dieser Ziele bemüht. Bisher sind unsere Bemühungen unter diesen guten Bedingungen sehr erfolgreich gewesen.Bitte machen Sie auch in Zukunft so weiter.
Schwerpunkt-Thema: Der Bau des Maitreya-Schreins